Einschulung

Da steht dieser kleine, dünne Mensch mit seinen vor Aufregung zusammengedrückten Lippen und hält sich an der gigantischen Stofftüte fest, die seine Schultüte ist. Ich habe eine Selbstgenähte ausgesucht, nein, nicht von mir, ich kann nicht nähen.

Auf ihr ist ein riesiger Drache zu sehen, der den Namen meines großen Sohnes flankiert.

Alle aufgeregten Eltern, Familienmitglieder und Freunde füllen die Halle mit Aufregung und knisternden Taschentuchpackungen, für alle Fälle …

Dann werden die Namen, wird der Name meines großen Erstgeborenen, aufgerufen. Ohne eine Miene zu verziehen, steigt er die kleine Treppe hoch, um auf die Bühne zu klettern. Er hat ein Hemd an, bis oben hin zugeknöpft, das wollte er für heute so. Er hat sich besonders hübsch gemacht für diesen großen Tag, für endlich kein Kindergartenkind mehr zu sein, für den nächsten richtig großen Schritt. Ich unterdrücke ein Schluchzen. Jetzt geht er da hoch, ohne meine Hand, die er noch so gerne hält, wenn keiner guckt.

Die dünnen Beinchen gucken aus der kurzen Hose hervor und sehen aus, als ob der nächste Windhauch die kleine Person umpusten könnte. Doch das passiert nicht. Und wenn es auch ein Sturm ist, die schmale Person da oben hält stand. Sollte sie das doch einmal nicht schaffen, bin ich da.

Es gibt so Momente, in denen aus einem vagen Versprechen eine Gewissheit wird.

1.000 Gedanken einer Mama, wenn ihr jetzt irgendwie großes, kleines Kind den ersten bleibenden Schritt von ihr weicht.

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